Als Ubisoft angekündigt hat, Star Wars Outlaws auf die Switch 2 zu bringen, war ich ehrlich gesagt skeptisch. Open-World-Spiele in dieser Größenordnung sind traditionell eine Herausforderung für mobile Hardware. Doch gerade weil die Switch 2 mit deutlich mehr Leistung als ihr Vorgänger wirbt, war ich gespannt, ob es Ubisoft gelingt, das erste große Star-Wars-Open-World-Abenteuer in voller Qualität auf die Konsole zu bringen. Ubisoft hat mir dankenswerterweise eine Testversion des Spiels zur Verfügung gestellt. Nach vielen Stunden mit Kay Vess und Nix kann ich sagen: Ja, es funktioniert – wenn auch mit einigen Einschränkungen, die aber erstaunlich gut kaschiert sind.
Story & Zeitlinie
Die Handlung ist im Zeitraum zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt. Während Luke und die Rebellen im Hintergrund ihre Schlachten schlagen, erleben wir die Geschichte aus einer ganz anderen Perspektive: Wir schlüpfen in die Rolle von Kay Vess, einer jungen Gesetzlosen, die versucht, in der kriminellen Unterwelt der Galaxis Fuß zu fassen. Begleitet wird sie von ihrem kleinen, aber cleveren Gefährten Nix, der nicht nur für Charme sorgt, sondern auch im Gameplay eine wichtige Rolle spielt.
Mir hat besonders gefallen, dass Ubisoft bewusst auf den üblichen Jedi- oder Sith-Fokus verzichtet. Statt Machtfähigkeiten oder Lichtschwertduellen geht es um Schmuggel, Spionage, Kopfgeldjäger und den ewigen Kampf ums Überleben. Dieser Perspektivwechsel wirkt erfrischend, weil er dem Universum neue Facetten verleiht. Gleichzeitig bleibt die Atmosphäre unverkennbar Star Wars – von der Musik über die Soundeffekte bis hin zu ikonischen Schauplätzen wie Cantinas und imperialen Basen.
Stealth & Action
Gameplay-seitig setzt Outlaws auf eine Mischung aus Schleichen und direkter Action. In vielen Missionen konnte ich selbst entscheiden, ob ich unbemerkt agieren oder einfach die Blaster ziehen möchte. Das Stealth-System funktioniert solide: Kay kann sich an Wachen vorbeischleichen, Ablenkungen einsetzen oder Nix losschicken, um Schalter zu aktivieren oder Gegner zu stören. Zwar erfindet das System das Rad nicht neu, doch es sorgt für spielerische Vielfalt.
Kommt es zur Konfrontation, verwandelt sich das Spiel in einen klassischen Third-Person-Shooter. Blasterkämpfe fühlen sich knackig an, Deckungen sind sinnvoll platziert, und Explosionen sorgen für die nötige Wucht. Allerdings ist die Gegner-KI nicht gerade überragend – oft stellen sich die Widersacher ungeschickt an oder reagieren zu spät. Trotzdem machen die Feuergefechte Spaß, vor allem weil die Präsentation stimmig ist und Ubisoft es versteht, cineastische Momente zu erzeugen.

Die offene Welt
Die offene Struktur von Star Wars Outlaws ist für mich eines der Highlights. Ubisoft verzichtet darauf, eine gigantische, leere Karte zu bauen, und setzt stattdessen auf mehrere mittelgroße Planeten, die sich voneinander unterscheiden. Ich habe auf Tatooine die endlosen Wüsten erkundet, auf Kijimi durch verschneite Gassen geschlichen und auf anderen Welten zwielichtige Cantinas besucht.
Jeder dieser Orte wirkt lebendig: Händler bieten Waren an, NPCs unterhalten sich, und kleine Details sorgen dafür, dass man wirklich das Gefühl hat, in einer funktionierenden Welt unterwegs zu sein. Nebenmissionen und Sammelaufgaben sind zwar typisch Ubisoft, doch in diesem Setting habe ich sie als weniger störend empfunden als z.B. in einigen überladenen Assassin’s Creed Teile. Im Gegenteil – oft waren sie eine willkommene Gelegenheit, tiefer in die Unterwelt einzutauchen und Credits zu verdienen.
Weltraumaction
Besonders positiv überrascht haben mich die Weltraumkämpfe. Mit Kays Schiff, der Trailblazer, konnte ich mich immer wieder in Dogfights stürzen. Die Steuerung ist leicht zugänglich, sodass auch Einsteiger schnell zurechtkommen, und dennoch machen die Gefechte Spaß. Dennoch kommen sie nicht an die knackigen Gefechte in Star Wars Battlefront 2 ran, was für mich als Highlight der Weltraumkämpfe in Star Wars Universum zählt. Grafisch sehen die Schlachten auf der Switch 2 aber auch sehr nett aus: Laserfeuer, Explosionen und die Weite des Alls sind sauber umgesetzt. Die Kämpfe sind eher arcadig und kurzweilig, aber genau das macht sie zu einer guten Ergänzung des Gesamtpakets.
Technik auf der Switch 2
Das große Fragezeichen war natürlich die Technik auf der neuen Nintendo Konsole. Und hier war ich durchaus positiv überrascht:
- Grafik: Im Docked-Modus wirkt das Spiel sehr gut. Texturen sind scharf, Beleuchtung und Effekte setzen das Star-Wars-Flair perfekt in Szene. Im Handheld-Modus merkt man eine leichte Reduzierung der Auflösung, doch die visuelle Qualität bleibt überzeugend.
- Performance: Im Docked-Modus läuft das Spiel größtenteils stabil bei 60 FPS, was die Action angenehm flüssig macht. Im Handheld-Modus pendelt die Bildrate meist zwischen 30 und 40 FPS, was für ein mobiles Open-World-Spiel dieser Größenordnung absolut respektabel ist.
- Mobilität: Für mich das eigentliche Highlight. Ein riesiges Star-Wars-Abenteuer als AAA-Format unterwegs erleben zu können – sei es im Zug, im Urlaub oder einfach auf der Couch – ist ein tolles Erlebnis.
Natürlich muss man Abstriche machen. Schatten sind etwas weniger detailliert, einige Texturen laden im Handheld-Modus sichtbar später nach, und das dynamische Auflösungs-Scaling fällt in intensiven Szenen auf. Doch insgesamt ist das Ergebnis erstaunlich gut.

Fazit
Star Wars Outlaws ist auf der Switch 2 ein starkes Statement. Ubisoft beweist, dass ein großes, filmreif inszeniertes Open-World-Spiel auch auf einer mobilen Konsole funktionieren kann. Kay Vess und Nix liefern eine frische Perspektive auf das Star-Wars-Universum, die Gameplay-Mischung aus Stealth, Action, Open World und Weltraumgefechten funktioniert gut, und die Präsentation fängt den Geist von Star Wars perfekt ein.
Ja, es gibt Schwächen. Die Gegner-KI könnte intelligenter sein, manche Nebenmissionen wirken generisch, und technisch muss die Switch 2-Version kleinere Abstriche machen. Doch das fällt im Gesamterlebnis kaum ins Gewicht. Entscheidend ist: Zum ersten Mal kann man ein vollwertiges Star-Wars-Open-World-Spiel auch unterwegs genießen – und das ist ein Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.
Wertung: Ein Muss für Star-Wars-Fans und ein beeindruckender Showcase für die Switch 2.